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Besuch von den Zapatistas – Eine Reise für das Leben

von Vanessa Rainer

Seit Anfang des letzten Jahres wussten wir, dass eine Gruppe von Delegierten der Zapatistas vorhaben, sich auf eine unglaubliche Reise zu begeben. Die Zapatistas sind eine Bewegung von indigenen Menschen aus Chiapas/Mexiko, die sich am 1. Jänner 1994 erhoben haben, um gegen die Regierung, den Kapitalismus, Rassismus und Ausbeutung einzustehen und ihr Leben in Würde zurückzuverlangen. Seit über 25 Jahren leben sie nun autonom in ihren über 1.000 Gemeinden eine auf Gleichberechtigung, Basisdemokratie und Solidarität basierende Alternative.

Im Zuge ihrer Reise, die unter dem Motto „Reise für das Leben“ steht, wollen sie Widerstands-Bewegungen miteinander vernetzen, ihre eigenen Erfahrungen teilen und dazu inspirieren, Veränderungen in den jeweiligen Lebensräumen zu bewirken. Im Zuge der Ankündigung ihrer Reise hat sich in Österreich eine Gruppe gebildet – genannt Zapalotta – um sich darum zu bemühen, die Delegierten auch nach Österreich einzuladen. Nach erheblichen behördlichen Erschwernissen in Mexiko ist es den Zapatistas gelungen, ihre Reise nach Europa, und von hier aus auf alle weiteren Kontinente anzutreten.

Und so kam es, dass auch in Kärnten mehrere Gruppen von Delegierten landeten, die an vielen verschiedenen Orten über die Geschichte und die Mission der Zapatistas aufklären konnten und auch die Geschichte von Kärnten näher kennenlernen konnten. Es kamen neben einer Männergruppe, die nur kurz blieb, und einer Delegation der Nationalen Indigenen Vereinigung (CNI) das Commando Palomitas: die einzige Gruppe aus Müttern, die ihre Kinder nach Europa mitgebracht hatten.

Unsere Bewegung hatt die Möglichkeit und Ehre, zwei volle Tage mit ihnen zu verbringen. Am Montag, den 4.10., kamen wir im Wohnprojekt „Live Together“ zusammen und lauschten gespannt ihrer "Geschichte für das Leben". Sie bauten die Erzählung in fünf Kapiteln auf, die simultan übersetzt wurden. Danach konnten die Teilnehmer:innen Fragen stellen und mit den Zapatistas in Austausch gehen. Am Dienstag, den 5.10., ist die Delegation unserer Einladung nach Villach gefolgt. Sie waren interessiert daran, die Stadt kennenzulernen und zu erfahren, was uns bewegt und wie wir unsere Bewegung organisieren. So empfingen wir sie, zeigten ihnen den Freiraum E.R.D.E.*, den essbaren Wirth-Park und machten danach eine Tour durch Villach. Besonders interessiert waren die Zapatistas auch an der Organisation und den Räumlichkeiten des Kultur:hofs sowie den gesellschaftlichen Lebensbedingungen in unserer Stadt. Am Nachmittag konnten wir mit ihnen, wieder im „Live Together“ in Ledenitzen, den Diskurs und den Austausch vertiefen. Unsere Fragen haben sich vor allem auf die Revolution, die politische Organisation und das autonome System der Zapatistas bezogen. Dies war eine sehr besondere Erfahrung für alle Seiten und wir danken allen Menschen, die dabei waren und diesen Austausch überhaupt erst ermöglicht haben.

Wir sind sehr dankbar dafür, die Companeras des Commando Palomitas kennengerlent zu haben. Der Austausch war sehr interessant und inspirierend. Zum Abschluss bezeichneten sie uns als „companeros y companeras“, was uns zeigte, dass wir eigentlich am selben Strang ziehen. Wir denken, dass alle Beteiligten gestärkt von der Begegnung waren und das Gefühl hatten, nicht alleine zu sein beim Versuch, Alternativen zum Kapitalismus aufzubauen.

Wichtig und auch vertraut erschienen uns vor allem die Sprüche, die auf ihren künstlerisch-gestalteten Stickern immer wieder auftauchen: „Otro Mundo es posible.“, den wir auf unserer Sprache schon seit Jahren gerne benutzen, nämlich eine andere Welt ist möglich, sowie auch „Vamos lentos, pero vamos.“ Und ja: Auch wir gehen langsam, aber wir gehen.

Nähere Informationen zur Reise der Zapatistas sowie alle Comunicados der Sub-Commandantes (ihre Botschaften an Europa) findet ihr auf der Zapalotta-Homepage.

Hier ist ein "Artesania-Bild" von den Zapatistas zu sehen

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