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Im Kanzigarten – Das Totholzbiotop als Hecke

von Vanessa Rainer

Ein Totholz-Biotop passt in (fast) jeden Garten. Anfallende Äste vom Obstbaumschnitt, Zweige von Sträuchern aber auch der Weihnachtsbaum vom Vorjahr werden lose und kaum zerkleinert an einen stillen Ort aufeinander gelegt. Das ist bereits ein guter Anfang eines Totholz-Biotops.

An einem Dienstag Mitte Oktober 2022 in Finkenstein/Bekstanj, als der Strauchschnitt der Marktgemeinde in endloser Reihe am Straßenrand lag, entstand die zündende Idee in unserm Gemeinschaftsgarten - dem Kanzigarten - eine Totholzbiotop-Hecke entstehen zu lassen. Zwei Tage darauf wurde ein konkreter Plan geschmiedet. In der Folge wurden hundert Pfosten organisiert und in konstruktiven Kanälen nach Motivation und Helfer:innen gefragt.

Das Ergebnis lässt sich sehen, gut dreißig Laufmeter Totholzbiotop-Hecke standen binnen weniger Stunden an unserem Gartenrand, um nun Wind und Rehe abzuhalten und um unzähligen Käferarten, Vögeln, Kröten Igeln einen dauerhafter Lebensmittelpunkt zu sichern.

Die Gestaltung einer Totholzbiotop-Hecke

Wenn ein Garten vor Austrocknung, Wind oder übermäßiger Erosion geschützt werden soll, wird das Biotop an der Seite der Hauptwindrichtung des Gartens (in unsrer Gegend oft der Westen) angelegt und als Hecke geformt. Diese Hecke, wird nach den niedersächsischen Brüdern Hermann und Heinrich Benjes, auch als Benjeshecke bezeichnet.

Wer zwei Reihen (etwa 0,5 bis 2 m auseinander) von Pfählen (etwa 0,5 bis 1 m auseinander) in den Boden schlägt und sein Schnittgut dazwischen lose aufschlichtet, hat sich bereits eine Totholzbiotophecke geschaffen. Die Höhe kann den Bedürfnissen vor Ort angepasst werden. Vom kniehohen Gestaltungselement bis zu einer Rehe- oder Nachbarn-abhaltende Höhe und drüber hinaus ist alles möglich.

Anstatt toter Pfähle zu verwenden können beispielsweise auch frische Weidenäste verwendet werden, was das das Spektrum der Möglichkeiten erweitert. Diese werden - in feuchter Jahreszeit gepflanzt - mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit austreiben, was nicht nur hübsch aussieht, sondern auch für ausdauernde Stabilität sorgt.

Nach jedem Winter wird die Hecke durch Schneedruck und Verrottung ein wenig niedriger werden. Perfekt, schon wieder gibts Platz fürs Schnittmaterial des darauffolgenden Frühlings!

Je nach Geschmack und Vorliebe dürfen in der Folge gerne Beerensträucher, Holler- oder Haselnussrauch, blühende oder fruchtbringende heimische Rankpflanzen beidseitig der Hecke diese vervollständigen.

Biodiversität im Garten

Ein sehr erwünschter Effekt einer Biotopholz-Hecke ist, dass sich eine Vielfalt an Pilzen, Mikroorganismen, und Generationen von Insekten ansiedeln werden. In Mitteleuropa sind über 1700 (!) Käferarten in irgendeiner Lebensphase auf Alt- bzw. Totholz angewiesen, welches sie in Nutzwäldern und auf vielen Flächen mit "konventioneller" Landwirtschaft kaum mehr finden.

Schädlinge im Obst- oder Gemüsegarten haben dann mehr und mehr einen schweren Stand, denn deren Fressfeinde - die sich im Totholz-Biotop ansiedeln - warten schon auf reiche Beute und hemmen so die rasante Ausbreitung der weniger erwünschten Gartenbewohner. Laufkäfer, zum Beispiel, lieben Schnecken und deren Eier und auch Hundertfüßer ernähren sich davon.

Zudem ist damit zu rechnen, dass sich rar gewordene Vogelarten wieder den Garten besiedeln, um das erhöhte Nahrungsangebot und Unterschlupf zu nutzen.

Igel, Kröten und Eidechsen sind weitere potentielle Kandidaten als neue Garten-Mitbewohner.

Viel Freude am Gestalten!

Der Text wurde verfasst von Gernot Dorfer
Bilder von Jozefina Duricka @seelenstreichlerfotos

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