Offener Brief an Bürgermeister Günther Albel betreffend seiner Aussagen in der Kleinen
Zeitung vom 3. Dezember 2023
Werter Herr Bürgermeister Albel!
Mit Bestürzung mussten wir feststellen, dass Sie nicht müde werden, die ernüchternde Situation in Villachs verfehlter Widmungspolitik weiterhin zu negieren. Da Sie, um dies zu tun, in Ihrem kürzlich erschienenen Interview in der Kleinen Zeitung jedoch aktiv und wissentlich Unwahrheiten über die unsererseits getätigten politischen Aussagen zum
Thema Flächeninanspruchnahme und Versiegelung in Villach verbreiten, kommen wir nicht umhin, zu diesem Thema Stellung zu beziehen.
Um es klar zu formulieren: Sie versuchen seit Jahren, die zum Teil heute noch aktiv gemachten Fehler in der Widmungspolitik Villachs durch Zahlenkonstruktionen zu kaschieren, die sich auf die Flächennutzung in Villach in Prozent der Gesamtfläche beziehen. Sie verschweigen dabei gerne das Faktum, dass Villach, gemessen an seiner Fläche, mit 135
km² die zweitgrößte Stadt in Österreich (nach Wien mit 415 km², vor Graz 128 km², Klagenfurt mit 120km², Innsbruck mit 105km², Linz mit 96km², Salzburg mit 66km², …) ist.
Diese Methode scheint von Ihnen bewusst gewählt zu werden, da sie zu irreführenden und beschönigenden Ergebnissen führt. Es ist klar, dass der prozentual verbaute Anteil an unserer Fläche geringer ist, als bspw. jener von Graz, da Villach bei größerer Fläche um rd. 233.000 weniger Einwohner:innen hat.
Diese Vergleichsmethode ist darüber hinaus österreichweit einzigartig und wird nur von der SPÖ-Villach und dem Magistrat Villach in der Kommunikation genutzt.
Wissenschaft und Forschung, die Vereinten Nationen und bspw. das Umweltbundesamt setzen hierbei als Vergleichswerte die in das Verhältnis zu den Einwohner:innen eines Gebietes. Z.B. in den Kategorien Versiegelung oder vor allem Flächeninanspruchnahme, wie auch, in der Frage, wie viele Wohneinheiten je Einwohner:in es bereits in Villach gibt,
weist Villach im Vergleich der 15 größten Städte Österreichs stets die zweit- bis viertschlechtesten Werte auf.
Wir möchten an dieser Stelle noch einmal konkret darauf hinweisen, dass die Bewegung/Bürgerliste Verantwortung ERDE, die sie gerne als Partei zu framen versuchen, sehr daran interessiert ist, einen faktenbasierten, inhaltlichen Diskurs zum so
wichtigen Thema Bodenverbrauch zu führen. Als inzwischen langjähriger Bürgermeister unserer Stadt sollte Ihnen dabei bewusst sein, dass der von Ihnen gewählte Weg der faktenbefreiten, politischen Diskreditierung jeglichen
ausgewogenen und objektiven Diskurs verhindert.
Der Umstand, dass die von uns erhobenen und kommunizierten Werte richtig sind, wurde auch durch Ihren Parteikollegen, Stadtrat Harald Sobe, im Zuge von schriftlichen Anfragebeantwortungen, bestätigt. Somit kommen wir nicht umhin – wie
eingangs erwähnt – festzustellen, dass die von Ihnen getätigten Aussagen, Unterstellungen und Vorwürfe, die Liste Verantwortung ERDE würde Unwahrheiten verbreiten, wissentlich und in vollem Bewusstsein getätigt wurden.
Wir glauben auch, dass der von Ihnen in der Kommunikation oftmals gewählte Weg, Villachs Beteiligung am vor allem in Österreich und Kärnten besonders problematischen Bodenverbrauch vehement zu bestreiten, und sogar im Gegenteil Villach als grünste, und nachhaltigste Stadt der Welt darzustellen, dazu beiträgt, die Menschen in einer falschen
Sicherheit angesichts der drohenden ökologischen Katastrophen zu wiegen. Selten hat die Negierung eines Problems zu dessen Lösung geführt.
Weiters möchten wir den heutigen Weltbodentag zum Anlass nehmen, um auf die traurige Faktenlage hinzuweisen. Entgegen Ihren Interviewaussagen „Wir bauen nicht auf der grünen Wiese“ wurden alleine in der letzten Gemeinderatssitzung am Freitag den 1. Dezember über 70.000 m² Grünland in Bauland umgewidmet. Dies geschah zusätzlich zu den hunderttausenden m², die in dieser Periode umgewidmet wurden. Als prominente
Beispiele sind hierbei zu nennen: Das Großprojekt am Kreisverkehr Oetker-Wiese oder die
zusätzliche Autowaschanlage in Maria Gail. Weiters betreibt die Stadt unter Ihrer Regie aktiv das LKW-Verteilzentrums-Projekt in Schütt-Federaun auf einer Grünfläche im Ausmaß von über 200.000 Quadratmetern, direkt
neben zwei Natura 2000 Schutzgebieten.
Ihre Behauptung wird nicht nur durch die Zahlen und Fakten widerlegt, auch jede Villacherin und jeder Villacher kann im unmittelbaren Lebensumfeld beobachten, dass ungebremst Grünraum unter Beton verschwindet.
Herr Bürgermeister: Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar.
Wir ersuchen Sie daher mit Nachdruck zu einem sachlichen Diskurs zurückzukehren, den ausgeuferten Bodenverbrauch endlich als eine der existenziellsten Bedrohungen anzuerkennen und damit die Voraussetzung für das Ergreifen dringend notwendiger Gegenmaßnahmen zu schaffen. Wie schon in der Vergangenheit bieten wir auch für die Zukunft ausdrücklich unsere tatkräftige Mithilfe bei einer verantwortungsvollen Bodenpolitik an.
Die Bewegung und Bürger:innenliste
Verantwortung ERDE