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Oetker-Wiese – 17.558m² von Verbauung bedroht

von Sascha Jabali-Adeh

In der Gemeinderatssitzung am kommenden Freitag steht die Umwidmung von 17.558m² derzeit Grünfläche in künftig Bauland zur Debatte. Es handelt sich dabei um jene Wiese in der Tiroler-Straße (gegenüber des Dr. Oetker-Geländes) deren Bebauungspläne bereits seit Jahren auf heftige Proteste der Anrainer*innen und der Villacher Bevölkerung stoßen. Die derzeit lebendige Wiese soll, wenn es nach den Plänen der Investoren geht, schon bald einem weiteren Supermarkt und sogenannten „Stadtvillen“ weichen.

Unsere Bewegung macht sich seit Jahren für den Schutz der Lebensgrundlage Boden stark und lehnt das geplante Projekt aus mehrerlei Gründen ab. Neben der Zerstörung des derzeit intakten Lebensraumes samt seiner lebenswichtigen Funktionen, sehen wir unter anderem auch eine drohende Verkehrs-Überlastung der bereits jetzt stark ausgelasteten Tiroler-Straße, sollte das Projekt umgesetzt werden.

Deshalb haben wir eine Pressemitteilung verfasst um die Villacher Bevölkerung zu informieren und an die anderen Fraktionen des Gemeinderates zu appelieren dieser Umwidmung nicht zuzustimmen:

Nachhaltig ist in Villach vor allem die ausufernde Verbauung – Verantwortung Erde unterstützt die Bürger:inneninitiative für den Erhalt der bedrohten „Oetker-Wiese“

Verantwortung Erde stellt sich demonstrativ hinter die über 800 Menschen, die sich vehement für eine lebendige Oetker-Wiese und somit gegen dessen großflächige Verbauung einsetzen. Die Bewegung ist schockiert, wie schnell nach dem Wahlkampf alle guten Vorsätze über Bord geworfen werden und eine Fläche von mehr als 17.000 m² unter Beton verschwinden soll. Die schönen Worte eines „grünen Villach’s“ stehen im harten Kontrast zur Realität: Nur in zwei der 15 größten österreichischen Städte ist die Flächeninanspruchnahme pro Einwohner:in so hoch wie in Villach (1).
Auf dem großen Areal, das vielen Villacher:innen jeden Morgen einen „Sonnenaufgangsblick“ auf den Mittagskogel ermöglicht, sollen in Kürze sechsgeschossige Gewerbe- und Wohngebäude samt einem neuen Supermarkt entstehen. Stadtrat Gerald Dobernig sieht das Bauvorhaben kritisch:
„Hier werden in Zeiten der Klimakrise kurzfristige Profitinteressen der Immobilienfirmen über das öffentliche Interesse der Villacher:innen gestellt und ein großer Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen zerstört.“

Stadtplanerisch ist das Projekt laut Verkehrsreferent Dobernig ebenso unverständlich: „Es gibt in 5 Minuten Entfernung zum geplanten Supermarkt bereits vier Nahversorger:innen. Auch Wohnraum ist in Villach schon jetzt ausreichend vorhanden. Die Stadt Wels hat bei nahezu gleicher Einwohner:innenzahl 6000 Wohneinheiten weniger als Villach (2). Außerdem erliegt heute die Tiroler Straße schon fast täglich dem bestehenden Verkehr. Ein zusätzliches Projekt in dieser Dimension würde die bestehende Infrastruktur nicht verkraften.“

Er appelliert daher vor allem an jene Fraktionen, die im Stadtsenat für die Umwidmung dieser Fläche gestimmt haben, sich diese Entscheidung bis zur Gemeinderatssitzung kommenden Freitag noch einmal gründlich zu überlegen und hofft auf deren Einlenken: „Die Zerstörung der Lebensgrundlage Boden muss dringend gestoppt werden. Es ist an der Zeit, dass alle Fraktionen des Gemeinderates Verantwortung übernehmen und den vielfältigen Bekundungen, mit dem Boden sorgsam umzugehen, auch Taten folgen lassen.“
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(1) Flächeninanspruchnahme pro Einwohner:in in Villach: 482 m² Nur St.Pölten und Wiener Neustadt sind verbauter. Villach hat das zweitgrößte Stadtgebiet Österreichs bei 62.148 Einwohner:innen (Stand 2020)

(2) Bereits jetzt verfügt Villach über 39.350 Wohneinheiten. Zum Vergleich: Die Stadt Wels deckt den Bedarf ihrer 62.470 Einwohner:innen mit nur 33.130 Wohneinheiten (Stand 2021). Villach verzeichnete von 2019 auf 2020 einen Zuzug von 655 Personen. Statistisch rechnet man in Villach mit 2 Personen pro Wohneinheit. Demzufolge benötigt Villach für diesen Zuzug ca. 300 Wohneinheiten. Allein die aktuell angebotenen Wohnbauprojekte der Firma Nageler ergeben über 200 Wohneinheiten. Hinzu kommen die Innenstadtprojekte Max-Palais in der Bahnhofstraße, das Nikolai-Viertel, das Marktviertel neu und das Stadtviertel am Westbahnhof, die stadtplanerisch in Konkurrenz zum Projekt auf der Oetker-Wiese stehen. Das Wachstum an Wohneinheiten übersteigt bei weitem das Wachstum der Einwohner:innen. Absurd wird es, wenn Wohneinheiten – z.B. im Landsitz Landskron – in der Folge über Airbnb vermietet werden oder leerstehen.

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